Winterhilfe 2020 – Nothilfepakete für Kabul und Herat
Abgeschlossen
Für mehr als vier Millionen Binnenflüchtlinge in Afghanistan steht der landestypisch extreme Winter mit bis zu -25° C, Schnee und Eis bevor. Vertrieben oder geflohen vor anhaltenden Konflikten und Naturkatastrophen leben die Familien in den Camps unter prekären Bedingungen in einfachen Lehmhütten oder Zelten – ohne jeglichen Witterungsschutz. Auch in diesem Jahr konnten mit unserer Nothilfe knapp 800 Familien in zwei Flüchtlingscamps in Herat und Kabul mit Winterhilfe-Paketen unterstützen. Die Grundnahrungsmittel und notwendigen Güter reichen aus, um die Familien für zwei Monate auszustatten.
VERTREIBUNG DURCH KONFLIKTE UND KLIMA
Die Ursachen für eine Flucht innerhalb des Landes sind vielfältig. Schätzungen des “Internal Displacement Monitoring Centre’s 2020 Global Report” zufolge, verzeichnet Afghanistan die höchste Anzahl der vertriebenen Menschen durch Naturkatastrophen. Allein im ersten Quartal 2020 haben 30.000 Menschen aufgrund klimatischer Veränderungen, wie Dürren oder schweren Überschwemmungen ihre Heimat verlassen müssen. Auch die seit nun fast vier Jahrzehnten andauernden Konflikte des Landes zwingen die Menschen zur Flucht. Knapp 280.000 Menschen wurden in den letzten 10 Monaten aufgrund von Gewalt und Konflikten vertrieben. Davon 60% Kinder unter 18 Jahren.
Frauen und Kinder stellen die Mehrheit der Binnengeflüchteten dar. Die Lebensumstände der Familien in den Geflüchtetencamps sind erschreckend schlecht. Im Durchschnitt leben 8 Personen auf engstem Raum in Zelten oder Rohlehmbauten. Sofern möglich arbeiten sie als Tagelöhner auf Baustellen oder Märkten. Doch das Geld reicht bei den meisten nur knapp zum Überleben. Zusätzlich verschärft wurde diese Situation durch die Corona Pandemie. Der Global Humanitarian Review 2020 bemisst die Anzahl der Menschen, die weltweit auf humanitäre Unterstützung zum Überleben angewiesen sind auf etwa 168 Millionen. Eine der größten humanitären Katastrophen vergangener Jahrzehnte. Aufgrund des Lockdowns wurde der Zugang zu Arbeit, Nahrung und Gesundheitsversorgung vor allem für die Geflüchteten nahezu unmöglich.
NOTHILFEPAKETE FÜR 800 FAMILIEN
Um den Familien in den Flüchtlingscamps für den Winter eine Perspektive zu geben, organisierten wir auch dieses Jahr wieder eine humanitäre Nothilfe-Aktion. 787 Familien wurden mit Lebensmittel- und Sachgüterpaketen versorgt. Die Winterhilfe-Pakete beinhalten neben überlebenswichtigen Gütern wie Decken und Hygieneartikeln auch Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis und Zucker. Ein Winterhilfe-Paket für den Preis von 55 Euro reicht aus, um eine sechs bis achtköpfige Familie über die Wintermonate auszustatten. Die Güter wurden durch unsere afghanischen Kooperationspartner vor Ort besorgt und in den Camps an die bedürftigen Familien verteilt. So stärken wir die afghanische Wirtschaft und die Hilfe kommt direkt dort an, wo sie am dringendsten benötigt wird.
WOHIN FLIESSEN DIE SPENDEN?
Das Camp Qale Wahdat existiert seit 5 Jahren und liegt im Westen Kabuls, rund 2 Kilometer vom Viertel „Kote Sangi“ entfernt. Derzeit leben 387 Familien in diesem Geflüchtetencamp. Der Großteil der Familien verteilt sich dabei in einem Umkreis von ca. 1,5 Kilometern vom Stadtzentrum entfernt. Erneut kooperierten wir für die Winterhilfe mit dem Afghanischen Frauenverein e.V., der bereits auf 27 Jahre Erfahrung im humanitären Bereich zurückblicken kann. Das Camp wurde von ihnen auf Bedürftigkeit, Größe und die Sicherheitsbedingungen vor Ort geprüft.
Das Camp Urdu Bagh befindet sich im Südösten von Herat, außerhalb des Stadtzentrums. Das Camp existiert erst seit Frühjahr 2020, beherbergt aber schon mehr als 380 Familien. Die Regierung hat gerade einen Brunnen für das Camp gebaut, dennoch fehlt es den Familien an lebensnotwendigen Gütern. Für dieses Camp übernahm unser langjähriges und vertrautes Mitglied Winuss Azizi die Planung und Organisation der Winterhilfe.
Die überschüssigen Spenden der Aktion fließen unmittelbar in unsere Bildungsprojekte.