Periodenarmut beschreibt eine große finanzielle Belastung, die durch den Erwerb von Menstruationsprodukten wie Tampons, Binden und Slipeinlagen entstehen und diesen sogar verhindern kann.
Wie hängen Menstruation und Bildung zusammen?
Die Menstruation ist weiterhin in vielen gesellschaftlichen Bereichen ein Tabu-Thema. Menstruierende schämen sich in Gegenwart ihrer Schulkamerad*innen oder, kennen ihren Zyklus noch nicht gut genug, um die monatliche Blutung einzuordnen. Fehlende Aufklärung, Probleme der hygienischen Versorgung und Scham führen gerade in Ländern des Globalen Südens zu Fehlstunden oder gar Schulabbrüchen – diese wiederum zu geschlechterspezifischen Ungleichheiten in Bildungs- und Berufschancen.
In Uganda ist die Menstruation ein entscheidender Grund für die Schulabbrüche von Mädchen. Lediglich 57% aller Mädchen schließen die Schule ab. Ein Paket Binden kostet ca. $2 USD. Das überschreitet den Tagesverdienst von einem Drittel der ugandischen Bevölkerung. Menstruierende suchen nach Alternativen: Stoffreste, Socken oder Toilettenpapier. Die Verwendung dieser Materialien ist oftmals nicht steril und kann zu ernsthaften gesundheitlichen Folgen führen. Hinzu kommen beim Gebrauch dieser Materialien ein unangenehmes Gefühl und vielleicht sogar Schmerzen. Ein fehlender Zugang zu sauberem Wasser verstärkt die Gründe, warum Menstruierende während ihrer Periode dem Unterricht fernbleiben.
Um dem entgegenzusteuern, sind eine passende Infrastruktur und Zugang zu Wissen über Menstruation essentiell. Workshops und ein Zugang zu Hygieneprodukten sind hierbei wichtige erste Schritte. Workshops können den Umgang mit der Menstruation, ob der eigenen oder anderen Mitschüler*innen sowie die hygienische Herstellung eigener Menstruationsprodukte thematisieren.
Periodenarmut auf globaler Ebene
Periodenarmut ist ein globales Problem, das Menstruierende in jedem Land betreffen kann – auch im Globalen Norden: Lunette präsentiert eine Studie von Harris Insights & Analytics. In dieser ergibt sich, dass auch in den USA ein Viertel der befragten Mädchen angeben, den Unterricht aufgrund ihrer Periode verpasst zu haben, weil sie nicht über die nötigen Mittel verfügen.
Eine Ursache: Bislang gelten Periodenprodukte steuerlich als Luxusgüter. Das lässt sich am Geldbeutel feststellen.
In Schottland wurde kürzlich das Recht auf kostenlose Periodenprodukte eingeführt. Wir sagen: Zurecht! Auch in anderen Ländern werden wichtige erste Schritte im Kampf gegen die Periodenarmut unternommen. In Deutschland und Österreich zum Beispiel wurde am 07. November 2019 eine Senkung der Mehrwertsteuer auf einige Periodenprodukte erlassen. Die Produkte gelten nun offiziell als “Güter des täglichen Bedarfs”. Dennoch sind weitere Schritte notwendig, um Periodenarmut endgültig zu beenden. Dafür ist es besonders wichtig, Bildungseinrichtungen sowie Obdachlosenheime und Jugendzentren mit kostenfreien Periodenprodukten auszustatten, damit Menstruierende mit geringen finanziellen Mitteln in öffentlichen Institutionen mit Produkten versorgt sind, sodass sie am Tagesgeschehen teilhaben können.
Eine Recherche hat diesbezüglich die erdbeerwoche GmbH angestellt und die Periodenarmut in Europa untersucht. Das Ergebnis: alleine in Österreich wurden ca. 17% der Bevölkerung als Armuts- bzw. Ausgrenzungsgefährdet eingestuft.
“Bei Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, stellt es schon eine Herausforderung dar, das notwendige Geld für essenzielle Dinge wie Lebensmittel aufzustellen – von Menstruationsprodukten ganz zu schweigen. Genau auf diese Produkte wird aber oft verzichtet.”
Bildung muss sichere Menstruation möglich machen!
Wir alle können uns gegen Periodenarmut stark machen, indem ein weitreichendes Bewusstsein geschaffen wird. Um der Periodenarmut entgegenzuwirken, führen wir in Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation Link To Progress (LTP) in Uganda Trainings und Workshops durch, in denen alle Schüler*innen aufgeklärt und geschult werden.
Denn nur wenn alle Schüler*innen jederzeit sicher am Unterricht teilnehmen können, ist eine Welt, in der jedes Kind lesen und schreiben kann, möglich.