Ausbildungsprogramm zum Schmuckschmied in Kabul

Kabul, Afghanistan
Projektstart: 2022
Spendenstand: 91.566 €
Ziel: 154.836 €

Die Arbeitsplatzsituation in Afghanistan ist derzeit katastrophal: Die Arbeitslosigkeit hat sich seit der Machtübernahme der Taliban fast verdoppelt. Die Chance auf einen Ausbildungsplatz ist gering – besonders auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Hinzukommt das von der de-facto Regierung verhängte Bildungsverbot für Mädchen ab der 7. Klasse und das Arbeitsverbot für Frauen, die in manchen Berufszweigen gar nicht mehr tätig sein dürfen.  

Trotz der weiterhin unsicheren Lage in Afghanistan starten wir ein ganz neues Projekt: ein Ausbildungsprogramm für Männer mit Kriegsverletzungen und angeborenen Körperbehinderungen in Kabul zu Schmuckschmiede, die auf dem bereits schwierigen Arbeitsmarkt durch ihre körperlichen Einschränkungen weniger Chancen haben. Aufgrund der aktuell bestehenden Verbote für Frauen in Afghanistan ist die Zielgruppe der ersten Testphase des Programms auf Männer ausgelegt. Durch die sehr wenigen Beschäftigungsmöglichkeiten, die Frauen noch ausüben dürfen, ist es umso wichtiger, dass wenigstens die Männer Einkommen für die Familie generieren können. Das Ausbildungsprogramm beeinflusst daher nicht nur die Teilnehmer direkt, sondern auch ihre Familien – indirekt also auch Frauen und Kinder. 
 
Dank eurer Spenden konnten wir in einer Verdopplungsaktion mit dem Stiftungsfonds Aurora Borealis 2022 wichtige Grundpfeiler des Programms sichern. Zum einen die technische Ausstattung des Ausbildungscenters in Kabul, zum anderen die Gehälter der ausbildenden Goldschmied-Meister, des Projektleiters und das Ausbildungsgehalt der 15 Programmteilnehmer.

ÜBER DAS AUSBILDUNGSPROJEKT

Das Ausbildungsprogramm zum Schmuckschmied schafft für Männer mit Kriegsverletzungen und angeborenen Körperbehinderungen, realistische und vor allem vielfältige Arbeitsmöglichkeiten in der Schmiedekunst. Das neunmonatige Ausbildungsprogramm umfasst eine umfangreiche praktische Ausbildung, in der die Teilnehmenden die unterschiedlichen Fertigkeiten der Handwerkskunst erlernen. Zudem wird theoretisches Wissen vermittelt, welches von Englisch-Unterricht über Marketing und Design bis hin zur Buchführung unterschiedliche Disziplinen abdeckt. Neben theoretischen sowie praktischen Ausbildungsphasen ist es das Ziel des Ausbildungsprogramms die Teilnehmer dazu zu befähigen, selbstständig oder auch angestellt zu arbeiten und sich ein Netzwerk mit anderen Schmied*innen aufzubauen. 

AUSGANGSSITUATION

Seit August 2021 regieren die Taliban in Afghanistan. Die Übernahme markiert einen dramatischen Einschnitt in die politischen und wirtschaftlichen Fortschritte des Landes. Verschärft durch die weltweite Inflation und durch ausländische Sanktionen ist die humanitäre Situation im Land so schlimm wie nie. Mit 18,5 % Arbeitslosenquote in 2022 geht fast jede fünfte Person in Afghanistan keiner Tätigkeit nach – im Vergleich: In 2020 lag die Arbeitslosenquote noch bei 11,71%. Die hohe Arbeitslosigkeit führt weiter dazu, dass auch zu weinige Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen und die Arbeitsmöglichkeiten für Schulabsolvent*innen eher gering sind. 

Durch die seit der Machtübernahme der Taliban bestehenden Verbote für Mädchen und Frauen, die den Zugang zu Bildung massiv einschränken, richtet sich das Ausbildungsprogramm in der ersten Testphase an Männer mit Kriegsverletzungen und angeborenen Körperbehinderungen. Aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen bilden sie ebenfalls eine volatile Bevölkerungsgruppe und haben auf dem bereits schwierigen Arbeitsmarkt geringere Chancen auf Einkommensmöglichkeiten. Durch die sehr wenigen Beschäftigungsmöglichkeiten, die Frauen aktuell noch ausüben dürfen, ist es umso wichtiger, dass wenigstens die Männer Einkommen für die Familie generieren können. Das Ausbildungsprogramm beeinflusst daher nicht nur die Teilnehmer direkt, sondern auch ihre Familien – indirekt also auch Frauen und Kinder. 

LÖSUNG

Das Ausbildungsprogramm zum Schmuckschmied umfasst 15 Plätze für Männer im Alter von 18-40 Jahren. Die Altersspanne der Teilnehmer ist bewusst breit gewählt. So können sowohl Schulabsolventen als auch Männer, die auf dem “normalen” Arbeitsmarkt durch ihre körperlichen Behinderungen weniger Chancen haben eine geeignete Anstellung zu finden, an dem Ausbildungsprogramm teilnehmen. Eine Ausbildung bietet ihnen die Möglichkeit die finanzielle Situation der Familie langfristig zu verbessern.  

Während des neunmonatigen Ausbildungsprogramms erhalten die Teilnehmer neben einer praktischen Ausbildung zum Schmuckschmied, auch eine theoretische Ausbildung. Der praktische Teil der Ausbildung besteht aus drei Phasen: die Vermittlung der Grundkenntnisse, die Vertiefung des Erlernten und die Spezialisierung im Handwerk sowie die Anfertigung eigener Schmuckstücke. Kenntnisse in Englisch und im Marketing sind vor allem im Materialeinkauf und Vertrieb sehr wertvoll und daher im Ausbildungsplan ebenso vorgesehen. Zudem ist ein breites Programm an unterschiedlichen Workshops Teil der Ausbildung. Sie vermitteln grundlegendes Wissen in den Bereichen Gesundheit, Buchführung, Design und Selbständigkeit. 

Das Ziel des Programms ist, dass die Teilnehmer mit erfolgreichem Abschluss des Ausbildungsprogramms dazu befähigt sind, selbstständig tätig zu werden oder eine Anstellung in einer Werkstatt annehmen zu können. Um sie für den Beginn am Arbeitsmarkt zu stärken, erhalten die Teilnehmer ein individuelles Startpaket – ganz auf die Bedürfnisse der Absolventen zugeschnitten. 

Den ersten Meilenstein der Projektfinanzierung konnten wir 2022 gemeinsam mit euch und dem Stiftungsfonds Aurora Borealis schaffen. 25.000€ kosten die Grundpfeiler der Ausbildung; das Gehalt des Ausbilders und der Auszubildenden sowie die Leitung des Ausbildungszentrums und die technische Ausstattung. Die Stiftungsfonds Aurora Borealis verdoppeln jede Spende bis zu diesem Ziel! 

WARUM EINE AUSBILDUNG ALS SCHMUCKSCHMIED?
Die Schmiedekunst ist in Afghanistan hoch angesehen. Schmiede genießen einen sehr hohen sozialen Stellenwert. In unseren Befragungen in Afghanistan stellte sich heraus, dass der Wunsch nach einer Ausbildung im Schmuckhandwerk groß ist. Neben dem gesellschaftlichen Stellenwert bietet das Schmiedehandwerk zudem nachhaltige Arbeitsplatzmöglichkeiten, da die Nachfrage an der Handwerkskunst sehr hoch ist. 

 

PROJEKTPARTNER: DAART

DAARTT – Danish Assistance to Afghan Rehabilitation and Technical Training – wurde 2003 von der Danish People’s Aid (DPA) mit dem Ziel gegründet, in Afghanistan Bildung durch den Bau von Bildungsstätten und die Durchführung von technischen Fortbildungen zu fördern. Seitdem hat DAARTT mehr als 200 Gebäude gebaut und sowohl Trainings für diverse Fortbildungen für Mitarbeiter*innen von afghanischen Ministerien als auch für die unterschiedlichen Zielgruppen der Bildungsstätten gegeben. Das Kernpersonal besteht aus sehr erfahrenen afghanischen Mitarbeiter*innen. Darüber hinaus kann DAARTT auf ein Netz internationaler Expert*innen zurückgreifen.

Über den Stiftungsfonds Aurora Borealis

Über die Dachstiftung der GLS Treuhand haben sich Anfang der 2000er die Stiftungsfonds Aurora Borealis gegründet, die durch ein IT-Unternehmen finanziert werden. Bislang lag der Fokus der Stiftungsfonds auf der gezielten Förderung von Projekten in Nepal. Die Unterstützung von Visions for Children e.V. erweitert das Portfolio der Stiftungsfonds seit 2019 um das Projektland Afghanistan.

WAS BISHER GELEISTET WURDE

März 2024

OFFIZIELLER AUSBILDUNGSBEGINN

Das Ausbildungsprogramm ist gestartet.

Der Englischunterricht und die Einführungskurse zur Schmuckschmiede haben bereits stattgefunden. 

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Adresse
Visions for Children e.V.
Feldstraße 36
20357 Hamburg

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